Pressemitteilung,
Bonn, 23. Februar 2012
Die Energiewende fällt
aus
Wahlprüfstein für 2013
Keine andere Technologie
hat es in so kurzer Zeit geschafft, ihre Kosten zu senken wie die Photovoltaik.
Sie leistet inzwischen signifikante Beiträge zu unserer Stromversorgung –
dezentral und verbrauchsnah. Sie ist somit ein unverzichtbarer Meilenstein
einer dezentralen und schnellen Energiewende.
Jedes weitere Gigawatt, das in Deutschland zugebaut wird, führt nur noch zu
unwesentlichen Mehrkosten und senkt gleichzeitig unsere Importabhängigkeit von
fossilen Energieträgern. „Wenn aber das Kostenargument gegen die Photovoltaik
obsolet ist, so ist es doch eine andere Frage, ob es politisch gewollt ist,
dass die Photovoltaik so rasch wächst, dass sie den Umbaupfad unserer
Stromversorgung entscheidend mitbestimmt“, so Valentin Hollain, wiss. Leiter
von EUROSOLAR.
Was sie zu leisten vermag, hat sie während der vergangenen Kälteperiode im
Zusammenspiel mit der Windenergie unter Beweis gestellt, als sie mit dazu
beitrug, die Stromnetze hierzulande zu stabilisieren und zusätzlich die
Stromversorgung in Frankreich mit signifikanten Strommengen zu unterstützen.
Bereits bei einem Anteil von 4 % an der deutschen Stromversorgung ist die
Photovoltaik zu einer wichtigen Größe geworden, die mittägliche Lastspitzen
abfedert und die Netze entlastet.
Aber wenn jetzt an sonnigen Februartagen mehr als 10 Gigawatt Solarstrom in den
Mittagsstunden in das Stromnetz eingespeist werden, ist dies nur ein
Vorgeschmack auf den Einfluss, den die in Deutschland installierten Module
künftig nehmen werden: Einspeisungen oberhalb von 15 Gigawatt werden immer
häufiger auftreten und somit den Strukturwandel zu einer dezentral geprägten
Stromversorgung forcieren. Bei einem weiteren Wachstum der Photovoltaik würde
sie perspektivisch auch die Marke von 25 Gigawatt überspringen. In einem
solchen Strommix, in dem Sonne und Wind den Takt vorgeben, haben unflexible
fossile Großkraftwerke keinen Platz mehr. Die Photovoltaik führt zwangsläufig zu
einer Stromversorgung, die deutlich dezentraler geprägt ist als die heutige.
Dass die Bundesminister Röttgen und Rösler nun den Ausbau der Photovoltaik in
Deutschland abrupt zum Stillstand bringen wollen, hat daher ganz eindeutige
Gründe. „Sie wissen ganz genau, dass jedes weitere Gigawatt Photovoltaik
Tatsachen schafft. Deswegen warten sie nicht einmal mehr die Auswirkungen der
bereits zum 1.1.2012 erfolgten deutlichen Vergütungskürzung um 15 % ab. So
eilig hat man es, dass man gleich zum nächsten Schlag ausholt, um ganz sicher
zu sein, dass die Photovoltaik diese Runde nicht mehr übersteht“, so Irm
Scheer-Pontenagel, Geschäftsführerin von EUROSOLAR.
Die Eile, mit der sie vorgehen, spricht Bände über ihre Motivation. Die Pfründe
der Energiekonzerne sollen gewahrt werden, die in der Nordsee nur Aktivität
beim Ausbau der Offshore-Windenergie vorgaukeln. Tatsächlich wollen sie eine
Neuauflage ihres fossilen Kraftwerksparks und dafür maßgeschneiderte
Stromtrassen. Ergebnis wäre eine Verzögerung des Umbaus unserer Stromversorgung
weit über das Jahr 2020 hinaus.
„Die Erneuerbaren Energien haben inzwischen einen Anteil von 20 % an unserer
Stromversorgung erreicht. Wachsen sie weiter, so müssen sie sich nicht in das
bestehende System integrieren, sondern umgekehrt muss dieses nach den
Bedürfnissen der Erneuerbaren Energien umgebaut werden. Die Protagonisten
der fossil-atomaren Strukturen fürchten nun um ihre Vormachtstellung. Die von
Bürgern, Mittelstand und Stadtwerken getragene Energiewende ist von ihnen nicht
gewollt“, so Irm Scheer-Pontenagel.
Das Vorgehen der Bundesminister Röttgen und Rösler ist ein Dammbruch in der
Deutschen Erneuerbare-Energien-Politik, die mehr als 20 Jahre unter
verschiedenen Regierungen eine große Kontinuität aufwies. Nun kommt es erstmals
zu einem Rollback, ein Menetekel für den Ausbau der Erneuerbaren Energien
insgesamt. Eine Politik, die nur knapp ein Jahr nach der Katastrophe von
Fukushima die Energiewende derart ausbremst, ist beschämend. Dies wird den
beiden Protagonisten Röttgen und Rösler dauerhaft anhaften. Ihre Hoffnung, dass
dies bis zum Wahljahr 2013 wieder vergessen ist, wird sich nicht erfüllen.
Ansprechpartner: Valentin
Hollain, wiss. Leiter EUROSOLAR, Tel.: 0228 / 2891446
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